Neobroker: Steht das Gebührenmodell von Trade Republic und Co. vor dem Aus?

Neobroker: Steht das Gebührenmodell von Trade Republic und Co. vor dem Aus?

Geht es nach der EU-Kommission, so wird das Gebührenmodell von Neobrokern wie Trade Republic, Scalable Capital, usw. bald der Vergangenheit angehören. Ein beachtlicher Schritt, der die Unternehmen unter großen Druck bringen dürfte. Immerhin sind die geringen Gebühren einer der größten USPs der Broker. 

PFOF-Abrechnungsmodells im Visier der Behörden

Allein steht die EU mit ihrem Vorhaben übrigens nicht da. Bereits im August dachte die amerikanische Börsenaufsicht SEC über ein Verbot des PFOF-Abrechnungsmodells (Payment-for-Orderflow), welches die Neobroker nutzen, nach. Hinter dem PFOF-Abrechnungsmodell steckt eine Art Vermittlungsgebühr, die die Broker für jeden Trade erhalten. Dieses Verdienstmodell ist nun auch ins Zielvisier der EU-Kommision geraten. 

Dieses arbeitet, nach Berichten des Handelsblatts, an einem Gesetzesentwurf, der den Brokern Payment-for-Orderflow verbieten soll. Wer sich ein wenig mit der Thematik beschäftig, der weiß, dass dies die Grundlage für den teils kostenlosen Handel von Wertpapieren bei Trade Republic und Scalable Capital ist. Dadurch, dass „nur“ durch die Vermittlung der Käufe und Verkäufe von Wertpapieren so gut verdient wird, fallen die sonstigen Gebühren, die bei anderen Brokern zum Tragen kommen, für den Endkunden weg. 

Die Behörden werfen dem Modell vor allem fehlende Neutralität vor. Da die Händler für Bestellungen bei den großen Handelshäusern pro Aktie eine Provision erhalten, entscheiden die Broker nicht nach dem Preis (und damit im Sinne der Kunden), sondern nach der höchstgebotenen Provision. Zusätzlich hätten die Händler einen unfairen Vorteil an Markt, da sie stets einen Überblick über Angebot und Nachfrage haben. 

Gesetz zu Lasten der Kleinanleger?

Ein derartiger Gesetzesentwurf bleibt natürlich nicht ohne Gegenstimmen. So äußert sich Sven Giegold, seines Zeichens EU-Parlamentarier der Grünen, wenig begeistert und fürchtet, dass vor allem Kleinanlegern geschadet wird:

„Großinvestoren mit ihren Darkpools und anderen intransparenten Handelsplattformen werden verschont.“ 

Das Ziel der EU, eine verbesserte Qualität mit mehr Transparenz zu ermöglichen, kann bzw. wird höhere Kosten für Anleger mit sich ziehen. Dies äußerte ebenfalls Trade Republic gegenüber dem Handelsblatt. 

Persönliche Meinung

Ich persönlich nutze Trade Republic nun seit einiger Zeit und war mit dem Funktionsumfang und der Preispolitik stets zufrieden. Natürlich ist es nicht mein einziges Depot, aber die geringen Gebühren machen den Neobroker durchaus interessant. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich die Kosten für die Anleger verändern würden, wenn dieses Gesetz auch verabschiedet wird. Für Trade Republic und Co. wäre diese Änderung jedenfalls ein herber Schlag. 

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