Was ist der Zinseszins? Zinseszinseffekt erklärt!
Den Zinseszins / den Zinseszinseffekt hast du mit Sicherheit schon einmal gehört, wenn du dich mit Aktien und ETFs auseinandergesetzt hast. Doch warum scheint dieser Effekt für Anleger bzw. Finanzinteressierte so überaus wichtig zu sein? Was versteckt sich genau hinter dem Zinsenszins? Spätestens nach diesem Beitrag wirst du die Freude über den Zinseszinseffekt nachvollziehen können und selbst ins Schwärmen geraten. Letztendlich sorgt dieser nämlich dafür, dass du dein Geld „für dich arbeiten lassen“ kannst.
Fangen wir also mit der Erklärung an!
Was ist der Zinseszins (-effekt) und wie entsteht er?
Unter Zinseszins (engl. compund interest) versteht man im Finanzwesen allgemein die Zinsen auf erhaltene Zinsen. Werden diese Zinsbeträge nun umgehend reinvestiert / thesauriert, kommt es zum sogenannten Zinseszinseffekt. Das Ergebnis dieser Verzinsung: Das angelegte Kapital wächst schneller und führt selbst bei niedriger Verzinsung zu einer beachtlichen Guthabenentwicklung. Vor allem auf lange Sicht gewinnt der Zinseszinseffekt an Bedeutung und katapultiert dein investiertes Kapital in ungeahnte Höhen.
An einer kleinen Beispielrechnung lässt sich dies anschaulich verdeutlichen.
2.000 Euro werden mit 7 % Zinsen p.a. angelegt. In der ersten Tabelle werden die Zinsen dabei direkt wieder mit angelegt – der Zinseszinseffekt kommt zum Tragen.
Jahr | Startkapital | Zinsen | Endkapital |
1 | 2.000 | 140 | 2.140 |
2 | 2.140 | 150 | 2.290 |
3 | 2.290 | 160 | 2.450 |
4 | 2.450 | 171 | 2.621 |
5 | 2.621 | 183 | 2.804 |
6 | 2.804 | 196 | 3.000 |
7 | 3.000 | 210 | 3.210 |
8 | 3.210 | 225 | 3.435 |
9 | 3.435 | 240 | 3.675 |
10 | 3.675 | 257 | 3.932 |
11 | 3.932 | 275 | 4.208 |
Nach 11 Jahren hat sich das Startkapital mehr als verdoppelt! Beachte dabei, wie stark die Zinsen ansteigen – vor allem zum Ende der Auflistung. Stell dir jetzt noch vor, dass der Anlagenhorizont noch länger ist und wesentlich mehr Startkapital zur Verfügung steht. Der Effekt ist enorm!
Zum Vergleich gibt es nun noch einmal den gleichen Anlegefall, nur werden die Zinsen in diesem Beispiel nicht reinvestiert.
Jahr | Startkapital | Zinsen | Endkapital |
1 | 2.000 | 140 | 2.140 |
2 | 2.000 | 140 | 2.280 |
3 | 2.000 | 140 | 2.420 |
4 | 2.000 | 140 | 2.560 |
5 | 2.000 | 140 | 2.700 |
6 | 2.000 | 140 | 2.840 |
7 | 2.000 | 140 | 2.980 |
8 | 2.000 | 140 | 3.120 |
9 | 2.000 | 140 | 3.260 |
10 | 2.000 | 140 | 3.400 |
11 | 2.000 | 140 | 3.560 |
Du siehst: Nicht nur bleibt der Zins stets konstant, auch das Endkapital ist spürbar geringer als bei der vorherigen Berechnung.
Wie Zinseszins berechnen (Zinsenszinsformel)?
Gerne kannst du das obige Beispiel selbst durchrechnen und ein höheres Startkapitel nehmen. Der Effekt ist dann noch deutlicher, vor allem bei einer längeren Zeitspanne.
Zinseszinsformel
Kn = K0 x (1 + (p / 100))n
- Kn: Endkapital
- K0: Anfangskapital
- p: Zinssatz
- n: Laufzeit
Beispielrechnung (Fortsetzung)
Greifen wir an dieser Stelle das obige Beispiel noch einmal auf und rechnen beispielhaft das Endkapital im 10. Jahr nach. Wir suchen also Kn und haben folgende Werte:
- K0 = 2.000
- p = 7
- n = 10
Kn = 2.000 x (1 + (7 / 100))10 = 3.934
Lass dich dabei nicht von dem kleinen Unterschied zum Ergebnis aus der Tabelle irritieren, da oben für ein besseres Verständnis ab der ersten Berechnung gerundet wurde.
Diese Formel kannst du jetzt nutzen, um vielleicht ein größeres Szenario durchzuspielen. Wie wäre es mit 5.000 Euro Startkapital?
Falls du die Berechnung noch einmal etwas komplizierter erklärt haben möchtest, lies dir gerne einmal den Wikipedia-Eintrag dazu durch 😉
Im Kopf berechnen 72er-Regel (Faustformel)
Der Zinseszins lässt sich mit einer einfachen Faustformel auch im Kopf berechnen: Der 72er-Regel. Dieses bietet eine gute Annäherung und verrät dir, in wie vielen Jahren sich dein Startkapital verdoppelt hat.
Hierfür dividierst du die 72 durch deinen entsprechenden Zinssatz. Um bei unserem Beispiel zu bleiben, teilen wir die 72 durch 7 und erhalten ca. 10,29 (Jahre) als Ergebnis. Ein Blick in die obige Tabelle zeigt, dass dieser Wert sehr gut passt. Dort verdoppelt sich der Anfangsbetrag auch zwischen dem 10. und 11. Jahr.
Diese Regel hat allerdings auch ihre Grenzen und wird bei hohen Zinssätzen (ca. ab 15%) zunehmend ungenauer.
Wie funktioniert der Zinseszins bei Aktien & ETFs?
Streng genommen gibt es bei einzelnen Aktien keinen Zinseszins, da wir laut Definition davon ausgehen, dass die Zinsen automatisch reinvestiert werden, was bei einzelnen Aktien, die eine Dividende ausschüttet, nicht der Fall ist. Die ausgeschüttete Dividende muss manuell reinvestiert werden.
Da die Dividende jedoch wie eine Art Zins zu betrachten ist und nach einer erneuten Investition auch dividendenberechtigt ist, kommt dies dem Zinseszinseffekt gleich und wird deshalb oftmals auch so beschrieben.
Etwas anders sieht das bei ETFs / Aktienfonds aus. Hier lautet das das Stichwort Thesaurierung. Die möglichen Ausschüttungen werden dabei automatisch direkt wieder in den entsprechenden Fonds angelegt, wodurch der Anleger auch automatisch mehr Anteile über den Anlagezeitraum erhält. Wenn du dich dafür interessierst, musst du dich nach therausierenden ETFs umsehen.
Der Vorteil dabei ist, abgesehen von der Bequemlichkeit, dass die steuerlichen Ansprüche erst bei einer Veräußerung wirksam werden, da zuvor keinerlei Ausschüttungen stattfanden (anders als bei Dividenden).
Wie sieht der Zinseszins bei Kryptowährungen aus?
Aktuell gibt es noch kaum verzinste Produkte für Anleger von Kryptowährungen. Doch das Interesse steigt und damit auch die verfügbare Produktpallette. Allgemein verhält es sich jedoch wie im vorherigen Absatz: Du musst sehen, inwiefern die Zinsen automatisch reinvestiert werden oder du manuell tätig werden musst. Fassen wir den Zinseszinseffekt an dieser Stelle aber einfach mal etwas weiter und sagen, dass dieser auch hier zum Einsatz kommen würde.
Wie den Zinseszins am besten nutzen?
Entscheidend für eine möglichst effektive Nutzung des Zinseszinses sind vor allem diese Faktoren:
- Zeit
- Investiertes Kapital
- Zeitpunkt der Zinszahlung
Dass die Zeit ein wichtiger Faktor ist, hast du sicherlich schon an der obigen Beispielrechnung erkannt. Deshalb gilt: Je früher du mit dem Investieren startest, desto größer wird dein Vorteil durch den Zinseszinseffekt sein (und entsprechend größer auch dein Kapitalvermögen).
Auch wenn du nicht allzu viel Geld auf der hohen Kante hast, kannst du bereits mit kleineren Beträgen heute starten und beispielsweise einen geeigneten ETF monatlich besparen.
Damit wären wir auch beim nächsten Faktor – deinem investierten Kapital. Es ist wohl nur allzu logisch, dass du auf ein höheres Kapital auch höhere Zinsen erhältst, die du dann wiederum reinvestieren kannst. Fast wie eine Art Strudel, der sich nach oben bewegt 😀 Und genau da wollen wir doch hin?
Der dritte Faktor ist im direkten Vergleich mit den vorherigen Beiden etwas weniger schwer gewichtet, aber dennoch erwähnens- und beachtenswert.
Der Zeitpunkt der Zinszahlung lässt sich ebenfalls optimieren. So sind Finanzprodukte mit einer monatlichen oder quartalsweisen Zinszahlung besser, da du die erhaltenen Zinsen direkt wieder reinvestieren kannst und nicht warten musst, wie es bei einer jährlichen Zahlung der Fall wäre.
Fazit
Der Zinseszins, das „Achte Weltwunder“ wie Albert Einstein ihn beschrieben hat (oder beschrieben haben soll?), ist dein mächtiger Freund beim Vermögensaufbau. Je früher du diesen Effekt für dich nutzt, desto mehr profitierst du davon in deiner Zukunft. Reinvestiere die Zinsen und verzichte lieber auf das ein oder andere Konsumgut. Damit wirst du einen nachhaltigen und lohnenswerten Vermögensaufbau erzielen können.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung bzw. Investitionsempfehlung. Informiere dich selbst, bevor du in entsprechende Finanzprodukte investierst.
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